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Anders schleusen: Der Trollhätte Kanal

Da wir vor der Dalbobron bei Vänersborg eine Stunde warten mussten, sind wir Freitag erst gegen 1615 im Vänersborg Gästhamn angekommen und dort geblieben. Der Hafen macht – vor allem wegen der hohen Kaimauern und der Ausstattung überwiegend mit Grundgeschirr einen nicht so schönen Eindruck. Da es im Hafenbecken zudem eng ist, sind wir außen rechts neben der Einfahrt längsseits gegangen. Obwohl uns der sehr nette Hafenmeister eine Broschüre zur Stadt mitgegeben hat, haben wir uns Vänersborg nicht weiter angesehen – die Eindrücke auf dem Weg zum Supermarkt mussten reichen.

Samstag ging es dann auf in den Trollhätte Kanal: Ganz im Gegensatz zum Göta Kanal ist man hier beim Schleusen wieder auf sich allein gestellt und die Brücken und Schleusen öffnen sich vornehmlich für den Berufsverkehr. Der Kanal ist insgesamt 82 km lang, hat sechs Schleusen und überbrückt einen Höhenunterschied von 44 Metern. Die Schleusen (insbesondere die Schleusentreppe in Trollhättan) sind für Sportboote eine kleine Herausforderung, da sie nicht für Freizeitboote ausgelegt sind und es deutlich zu wenig Festmach-Möglichkeiten in viel zu großen Abständen zueinander gibt. Die einschlägigen Quellen empfehlen kleinen Booten, sich an der Schleusenwand zwischen einer der Leitern und den in die Wand eingelassenen Pollern (letztere haben vertikale Abstände von 2,5 Metern) festzumachen und die Leinen laufend umzulegen. Problem ist, bei den Trollhättan-Schleusen kann man eigentlich nur an den Ostseiten längsseits gehen, da sich die Westseiten für Freizeitboote sehr schlecht eignen (hier befinden sich unebene Felswände mit Pfählen in sehr weiten Abständen). An den Ostseiten wiederum gibt es jeweils nur zwei Leitern – also nur zwei Möglichkeiten, an denen sinnvoll vertäut werden bzw. an denen man sich mit dem Bootshaken nach und nach einhaken kann.

In unserem Fall waren wir mit drei weiteren Booten unterwegs – mangels Alternativen in den Schleusen (fast) immer in zwei 2er-Päckchen vertäut. Nur bei einer Schleuse hat eine der Crews versucht an einer nicht geeigneten Stelle festzumachen – mit dem Ergebnis, dass das Boot nur vorn am Bug befestigt war und vom achterlichen Wind erfasst quer in der Schleusenkammer stand – nichts passiert, zum Glück!

Eigentlich wollten wir nur bis Lilla Edet fahren und dort im Hafen vor der Schleuse festmachen. Da die „Marina“ aber nur aus Haltestegen ohne Infrastruktur besteht und zudem versteckt hinter dem Wartebereich der Schleuse liegt, haben wir sie schlicht übersehen. So sind wir 19 Meilen weiter gezogen, um uns vor der Brückendurchfahrt nach Kungälv am dort zufällig gefundenen Haltesteg mit einem schwedischen Boot im Päckchen zu vertäuen – immerhin der Platz war ziemlich idyllisch. Durch die mitlaufende Strömung waren wir auf dem Weg dorthin durchschnittlich 7 Knoten schnell und haben für die Strecke von Lilla Edet nach Kungälv daher auch nur 2,5 Stunden gebraucht.

Für die 11 Seemeilen bis Göteborg mussten wir Sonntag noch drei Brücken passieren – jeweils mit ca. 20 Minuten an Wartezeit bis zur Durchfahrt. Insbesondere vor der neuen Hisingsbron-Hebebrücke vorm Göteborger Stadthafen war dies anstrengend, da wir im strömenden Regen stehen gelassen wurden. Da half natürlich auch kein freundliches Funken auf VHF-Kanal 9. Ziemlich durchnässt sind wir 1200 in Göteborg angekommen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Renate

    Guten Morgen, Matthias und Jutta!
    Wie ich sehe, seid Ihr ja schon wieder unterwegs!
    Gestern habe ich mit Elfriede und Dieter gesprochen, sie haben die Tour durch den Göta Kanal vor einigen Jahren auch schon gemacht und konnten bestätigen, wie kräfteraubend die Schleusungen waren! Interessant, denn mittlerweile kann ich ein wenig mitreden, aber nur auf dem „Papier“.
    Ich hoffe, die Regentage sind zu Ende und Ihr könnt die Fahrt bei Sonnenschein fortfahren!
    Liebe Grüße Renate

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