Von Arkösund sind wir Montag durch den Slätbaken-Fjord an Stegeborg vorbei zum östlichen Eingang des Göta Kanals gesegelt. In Mem angekommen, haben wir erst mal das Kanalkontor aufgesucht und dort für die komplette Strecke von Ost nach West eingecheckt. Für eine nicht unerhebliche Summe an Kronen (knapp über 8.000,-) gab es dort eine Banderole für Carruthers und zwei Servicekarten für uns (Hafengebühren und bis zu 5 Übernachtungen pro Hafen sind im Preis inbegriffen). Anhand entsprechender Infografiken in einer Broschüre haben wir zudem eine kurze Einweisung zum Schleusenvorgang erhalten. Dann ging es auch schon los: Wieder an Bord gehen, um 20 Meter weiter vorn noch mal an die Kaimauer vor der Schleuse zu fahren. Die ist bei der ersten Schleuse in Mem ziemlich hoch und hat unten daher einen schmalen Holzbalken.
Zum Aufwärtsschleusen bin ich mit der jeweils am Boot befestigen Vor- und Achterleine von Steuerbord auf den Balken gesprungen, habe die Kaimauer erklommen („Uff!“) und bin, während Matthias in die Schleuse hinein fuhr, mit den Leinen in den Händen am Ufer entlang die ansteigende Kaimauer hoch gelaufen – dabei „immer schön Leine gebend“, um den Höhenunterschied auszugleichen. An der vorher mit dem Schleusenpersonal besprochenen Position in der Schleuse angekommen, werden Vor- und Achterleine auf der Kaimauer um einen Ring gelegt (Palstek mit 50 cm Auge) und der Ring dann umgeklappt. Die Achterleine wird auf Höhe der Heckklampe befestigt und am Boot fest belegt. Die Vorleine wird ein oder zwei Kaimauer-Ringe vor dem Bug vertäut. Da diese Leine auf dem Boot am Bug durch eine Umlenkrolle geführt und hinten auf der Winsch belegt wird, kann sie bei steigendem Wasserstand vom Boot aus über die Winsch nach und nach verkürzt werden. Durch die fest belegte Heckleine, bewegt sich das Boot über die Bugleine nach vorn. Ist der höchste Wasserstand erreicht und die Schleusenausfahrt freigegeben, werden Vor- und Achterleine wieder eingesammelt und die an Land gegangene Person – in unserem Fall ich – kommt mit den Leinen wieder zurück an Bord.
Um 1515 geschleust, sind wir erst mal am Gästesteg in Mem geblieben und haben die nachfolgenden Schleusenvorgänge beobachtet. Dienstag Morgen ging es dann eine Schleuse weiter nach Söderköping – 3,1 Seemeilen (diesmal und an allen noch folgenden Schleusen ohne Kaimauer beim Absetzen). In Söderköping (7,7 Höhenmeter) sind wir mit dem Boot am langen Holzsteg vor der zweiten Söderköpinger Schleuse längsseits gegangen. Was beim Gang in die Stadt als erstes auffiel, war die sehr lange Schlange vor der Eisdiele. Wie später nachgelesen, handelt es sich hier um „Schwedens beliebtestes Eiscafé“. Das erklärt, warum die auf dem Bild unten zu sehende Schlange eine Stunde später noch mal doppelt so lang war! Die Schweden sagen: „Wenn Sie kein Eis in Söderköping gegessen haben, dann waren Sie nicht im Göta Kanal!“, erklärte uns eine junge Schleusenwärterin am nächsten Tag. Na, zum Glück haben wir die Abkürzung genommen und bei der besagten Eisdiele neben der Schlange zum Café ein Eis auf die Hand gekauft!
Auf dem 11,9 Seemeilen langen Weg von Söderköping nach Norsholm standen Mittwoch 10 Schleusen (davon zwei Doppelschleusen) und fünf Brücken auf dem Programm. Nachdem wir in den ersten drei Schleusen (von Mem bis Söderköping) allein geschleust wurden, haben wir uns die Schleusenkammern diesmal mit einem schwedischen Seglerpaar und ihrer Najad geteilt – die Schweden vorn an Steuerbord, wir hinten an der Backbordseite. Um 0900 aufgebrochen, kamen wir etwas erschöpft gegen 1400 in Norsholm (33,3 H.m.) an, sind dort am Gästesteg längsseits gegangen und haben uns erst mal ein Bier aufgemacht – Prost!
Norsholm selbst hat dabei nicht sehr viel zu bieten, außer einem ICA-Supermarkt und drei Restaurants.
Na, da kommt ja richtig Arbeit auf Euch zu. Ich weiß , wie aufregend jeder Schleusengang ist, aber Ihr macht das schon. Umso besser schmeckt das Bier hinterher, aber nicht nach jeder Schleusung!!! Der Göta Kanal ist bekanntlich sehr lang! Genießt weiterhin die Tour und das schöne Wetter. Liebe Grüße Renate